Unsere Geschichte
Das Gründungsjahr 1821 der Musikkapelle Haiming fällt in eine Zeit, in der im Land Tirol nach den Freiheitskriegen wirtschaftlich größte Not herrschte. Trotzdem brachten die Männer aus Haiming so viel Idealismus und Begeisterung auf, im Dorf eine eigene Musikkapelle – damals noch Musikbande genannt – ins Leben zu rufen. Die führende Rolle bei der Errichtung von Musikbanden übernahmen zu jener Zeit meist die Lehrer. Sie hatten die nötige musikalische Ausbildung und verdienten sich zusätzlich zum Mesner- und Organistendienst eine kleine Zubuße zu ihrem kargen Gehalt.
Der erste Kapellmeister von Haiming war der musikkundige Nassereither Lehrer Paul Sprenger, der zweimal in der Woche in einer Kutsche nach Haiming fuhr, um die ersten Proben abzuhalten. Bei den „Kramers“, einem Geschwisterpaar mit einem kleinen Laden, soll er kostenlose Verpflegung und Unterkunft gefunden haben. Weitere Angaben aus dieser Zeit wurden leider nicht überliefert. Bekannt sind jedoch alle Kapellmeister seit dem Gründungsjahr sowie die Dauer ihres Wirkens (siehe Chronik Kapellmeister).
Sicheres wusste man wieder im Jahr 1884 zu berichten, als die Musikkapelle Haiming bei der Eröffnungsfeier der Bahnlinie Innsbruck – Landeck mitwirkte.
Das erste Foto
Bei der Bahnstation Ötztal Bahnhof vor dem Sterzinger Hof (heute Posthotel Ötztalerhof):
Kaiser Franz Josef fuhr anlässlich der Jahrhundertfeier nach Vorarlberg. Die Musikkapelle Haiming begrüßte den Kaiser damals selbstverständlich mit einem Ständchen am Bahnhof Ötztal.
Kaiser Franz Josef
Bahnstation Ötztal Bahnhof vor dem Posthotel Ötztaler Hof:
Als die Musikkapelle Kaiser Franz Josef selbstverständlich mit einem Ständchen am Bahnhof Ötztal begrüßte. Kaiser Franz Josef fuhr damals anlässlich der Jahrhundertfeier nach Bregenz, wobei der Sonderzug jedoch nur kurz in Ötztal Bahnhof hielt und einige den Kaiser kaum zu Gesicht bekamen. Eine Gruppe der „kaisertreuen“ Musikanten fuhr damals kurzentschlossen mit dem nächsten Zug dem Monarchen bis Bregenz nach, darunter auch der Gastwirt Josef Sterzinger, der einige finanziell schwach gestellte Musikanten kräftig unterstützte.
Die Probelokale wurden aus verschiedenen Gründen des öfteren gewechselt. So wurde beispielsweise erwähnt, dass am 10. Jänner 1924 sechs Musikanten (Postmeister Peter Stigger, Hermann Stigger, Alois Stigger sen., Johann Nagele, Chrysanth Raffl und Christian Kopp) beim „Pfutsch’n Seppelle (Josef Schöpf) in der Wagnerwerkstatt ihre erste Probe hatten. Josef Schöpf ist übrigens jener Musikant, der 67 (!) Jahre aktiv bei der Musikkapelle mitgewirkt hat, was ihm bisher niemand nachmachen konnte. Er prägte auch einmal den kernigen, ortsvertrauten Ausspruch: „A Dorf ohne Musig ist wie a Lanigerbande ohne Karrn.“
Geprobt wurde auch in Unterroaners Stube, beim Ötzer in einer ehemaligen Schulklasse, beim Zickeler im Tanzsaal, in Tischler Nageles Werkstatt, von 1951 bis 1968 in einem Kellerraum der Hauptschule, von 1968 bis 1997 im Kellerproberaum des Gemeindehauses und seit Herbst 1997 werden die Proben im Untergeschoss des neuen Oberlandsaales abgehalten.
Anlässlich der Hundertjahrfeier erfolgte erstmalig die Bestellung eines Tambour-Majors (Stabführers), wobei zu dieser Zeit auch erstmals fesche Marketenderinnen mitmarschierten. Diese Tradition hat sich erfreulicherweise bis heute gehalten. Der erste Stabführer war Anton Haslwanter, anschließend übernahm diese Funktion Eduard Köttner (Zachers Edi), der zugleich auch 14 Jahre als Obmann tätig war.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es oft üblich, die Musikstücke frei und auswendig ohne Noten zu spielen. Dies änderte sich, als nach dem ersten Weltkrieg der Lehrer und Organist Rudolf Zobl im Jahr 1920 nach Haiming kam und als neuer Kapellmeister begann, für alle das Notensystem einzuführen. Einige ältere Musikanten standen dieser Neuerung jedoch skeptisch gegenüber und so musste er sich teilweise neue Musikanten suchen und ausbilden. Das Notensystem bewährte sich bald und Rudolf Zobl erreichte mit seinen Musikanten in der Zwischenkriegszeit einen ausgezeichneten Ruf.
Während der beiden Weltkriege kam das Musikleben zum Stillstand, da ein Grossteil der Musikanten zu den Waffen gerufen wurde. Die schreckliche Kriegszeit ließ in der Heimat jegliches Interesse und jede Lust am Musikleben erlahmen.
Ein Jahr nach Kriegsende (1946) fanden sich die Musikanten wieder allmählich zusammen. Kapellmeister Stefan Baur begann wieder mit den Probenarbeiten und widmete sich intensiv der Ausbildung neuer Musikanten. Unter seiner Führung erreichte die Musikkapelle bald einen erfreulichen Aufschwung und schuf sich nicht nur bezirksweit, sondern auch in Tirol und dem Ausland einen beachtenswert guten Namen.
Nach 28jähriger erfolgreicher Tätigkeit als Kapellmeister übergab Stefan Baur den Taktstock im Jahr 1974 an seinen kompetenten Nachfolger Sepp Köll, der nun weitere zwanzig Jahre als Kapellmeister mit viel Idealismus tätig war. Sepp Köll erreichte mit seinen Musikanten ein permanent ansteigendes Leistungsniveau und kann heute auf viele musikalische Höhepunkte zurückblicken.
Von 1994 bis 2002 leitete Klaus Strobl mit viel Elan die Musikkapelle Haiming. In seiner achtjährigen Kapellmeistertätigkeit in Haiming konnte er einige musikalische Erfolge aufweisen, wobei auch seine Eigenkompositionen für Blasorchester bzw. für Schlagzeugensemble besondere Beachtung fanden.
Bis mit Mario Riezler im Oktober 2003 ein neuer Kapellmeister verpflichtet werden konnte leitete Kapellmeister – Stellvertreter Hanspeter Pranger die Musikkapelle vorbildlich. Im November 2005 musste Mario Riezler wegen beruflichen Gründen leider die Kapelle verlassen. Durch seine musikalische und menschliche Art und Weise, hat er es verstanden unseren Klangkörper wieder auf ein hohes musikalisches Niveau zu bringen
Mit Norbert Sailer hat es die Musikkapelle Haiming geschafft, einen gleichermaßen hervorragenden Kapellmeister zu verpflichten. Norbert Sailer startete gleich mit einem musikalischen Höhepunkt, nämlich dem Frühjahrskonzert 2006 in sein neues Amt. Im Mai 2010 musste Norbert Sailer wegen gesundheitlichen Gründen leider die Kapelle verlassen.
Die positive Entwicklung der Musikkapelle Haiming ist aber nicht nur den angeführten Kapellmeistern zu verdanken, sondern auch den Obmännern, die ihr Amt nicht nur mit Würde sondern auch mit viel Bürde ausführen. Sie sind für die Gesamtorganisation verantwortlich und damit auch für die gute Kameradschaft und dem Zusammenhalt innerhalb der Kapelle. Besonders engagiert hat sich hier Ehrenobmann Hanspeter Stigger, der unsere Kapelle bis zum Jahr 1997 über 28 Jahre lang erfolgreich als Obmann leitete.
Von 2010 bis 2012 hat die Musikkapelle Haiming unter der Leitung von Mag.art Florian Scharmer musiziert. Dieser hat mit seiner freundlichen Art und dem pädagogischen Vorkenntnissen aus seinem Lehramt einen guten Zugang zur gesamten Musikkapelle. Florian Scharmer hat aufgrund einer Weiterbildung in Wien sein Amt als Kapellmeister zurückgelegt.
Im Jahr 2011 feierte die Musikkapelle Haiming ihr 190 Jähriges bestehen mit einem Bezirksmusikfest. Bei diesem wurde auch ein Marschwettbewerb abgehalten bei dem wir mit Stabführer Stigger Siegfried in der Stufe E mit 91.40 Punkten glänzen konnten. Zu diesem Jubiläum entstand folgendes Foto.
Seit der Übergabe des Taktstocks im Sommer 2012 ist Gabriel Leitner Kapellmeister der Musikkapelle Haiming. Aus den Reihen der Schlagzeuger kommend, hat er die Musikkapelle Haiming bereits 2013 sehr erfolgreich bei seinem ersten Wertungsspiel als Kapellmeister angeführt.
Die Musikkapelle Haiming besteht derzeit aus 66 aktiven Musikanten/innen sowie 5 Marketenderinnen und kann – konzertant als auch bei Musik in Bewegung – auf zahlreiche Erfolge im In- und Ausland verweisen (siehe Musikalische Erfolge: Konzertwertung, Marschwertung).
Quellen:
Aufzeichnungen und Fotos aus der Chronik der MK Haiming
Aufzeichnungen und Fotos von Ortschronist Karl Hofer
Aufzeichnungen Pfarrarchiv Haiming
Diverse Gespräche mit Altmusikanten bzw. Zeitzeugen
z.B. Baur Stefan, Götsch Franz (Unterruaner) , Zoller Franz (Zickeler) u.a.